Hand- und Handgelenksbrüche (Frakturen)
Durch einen Sturz auf die ausgestreckte oder gebeugte Hand kann es zu einem Bruch des handgelenknahen Teils der Speiche (Radius) kommen. Der Bruch des Handgelenks gehört zu den häufigsten knöchernen Verletzungen. Sie treten in fast jeder Altersgruppe auf. Die Verletzung kommt in unterschiedlichen Schweregraden vor und erfordert auch unterschiedliche Behandlungsmethoden. Um möglichst genau behandeln zu können, ist es wichtig zunächst, den Bruchverlauf genau zu bestimmen. Es muss festgestellt werden ob er sich außer- oder innerhalb der Gelenkfläche befindet. Auch muss geklärt werden ob es sich um eine stabile oder instabile Fraktur handelt. Eine anatomisch wieder hergestellte Gelenkfläche, sowie die wiederhergestellte Gesamtlänge der Speiche haben hier oberste Priorität. Bei einfachen Frakturen, die ausschließlich außerhalb des Gelenkes verlaufen und keine Trümmerzone aufweisen, ist eine konservative Therapie in der Regel möglich. Unter lokaler Betäubung und Röntgenkontrolle wird die Einrichtung des Bruches erfolgen.
Danach wird eine Gipsschiene bzw. ein Spaltgips angelegt. Nach dem Abschwellen der Weichteile, etwa nach drei bis vier Tagen, kann dieser Gips in einen geschlossenen Unterarmgips umgewandelt werden. Im Verlauf der Heilung sind mehrere Röntgenkontrollen notwendig, um sicher zu stellen, dass der Bruch in einwandfreier Stellung heilt.
Bei älteren Menschen und schwer geschädigten Haut- und Weichteilverhältnissen wird eher ein Fixateur (äußerer Spanner) anstelle eines Gipses eingesetzt. In einem operativen Eingriff werden jeweils zwei Schrauben (Pins) in die Speiche und den zweiten Mittelhandknochen geschraubt. Diese werden über die Hautoberfläche mit Stangen verbunden. Die isolierte Ruhestellung des Handgelenks mit gleichzeitiger Beweglichkeit der Finger und die Schonung der Haut sind die Vorteile dieser Behandlungsmethode. Mögliche Nachteile können eventuell entstehende Entzündungen an den Eintrittstellen der Pins durch unzureichende Pflege sein. Sind die Brüche instabil, verbleiben sie nach der Wiedereinrichtung nicht in der gewünschten Position, kann eine zusätzliche Spickung nötig werden. Unter einer Spickung versteht man das Einbringen von dünnen Drähten durch die Haut. Diese Drähte sollen die einzelnen Bruchelemente halten. Die Spickung ist sowohl in Kombination mit einer konventionellen Gipsbehandlung möglich, als auch bei einer externen Fixateur-Anlage.
Bei schwersten Frakturen, die eine ausgeprägte Zerstörung der Gelenkfläche, mehrere Bruchstücke oder Trümmerzonen aufweisen, ist im allgemeinen die offene Wiederherstellung des Gelenkes mit Hilfe von Schrauben und Platten angezeigt. Auch eine zusätzliche Sicherung des Operationsergebnisses mit Hilfe des Fixateurs kann notwendig werden.
Im Verlauf von sechs bis acht Wochen kann man mit dem vollständigen Ausheilen des Bruches rechnen. Nach einer Gipsbehandlung sollte im Anschluss direkt intensive Krankengymnastik folgen. Bei Anlage eines externen Fixateurs kann schon während der Behandlung mit krankengymnastischen Übungen begonnen werden. Vor allem die Finger können in ihren Bewegungsmöglichkeiten trainiert werden. Nach der Abnahme des Fixateurs können die Übungen intensiver fortgesetzt werden. Die völlige Funktionswiederherstellung des Handgelenks kann bis zu zwei Jahre nach dem Unfall andauern. Eine Schwellung der Gelenke lässt sich überdies gut mit manueller Lymphdrainage erfolgreich behandeln.
Eine der schlimmsten Komplikationen nach einer Fraktur ist die Entwicklung eines Morbus Sudeck. Die Häufigkeit dieser Komplikation ist unterschiedlich. Sie ist in erster Linie abhängig von der Behandlungsmethode. Wiederholte und schmerzhafte Versuche, den Bruch wieder einzurichten, sind möglicherweise Faktoren, die die Bildung des Morbus Sudeck auslösen können. In Folge der Verletzung können bestehende Bewegungseinschränkungen, zusätzlich auftretende Sehnenrisse oder die Entwicklung einer Handgelenksarthrose auftreten. Im Rahmen der Behandlung können Druckstellen durch den Gipsverband und Entzündungen an den Pineintrittsstellen auftreten. Eine Operation kann möglicherweise Schäden an der Nerven- und Gewebestruktur hervorrufen.